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Begegnungsprojektwoche: Allersleben oder Aufwachsen in der DDR

Vom 29.09. – 02.10.2025 fand in unserer Jugendbildungsstätte eine Projektwoche zum Aufwachsen in der DDR statt. Es nahmen Schüler:innen aus dem hessischen Fulda und dem thüringischen Jena teil, was allein schon aufgrund ihrer Herkunft zu spannenden Begegnungen führte.

Der Montag startete mit einer Reihe abwechslungsreicher Methoden zum Kennenlernen untereinander. Anschließend wurde über das Vorwissen zum Thema DDR geredet. Durch ein World-Café und ein Quiz wurden alle Jugendlichen auf den gleichen Stand gebracht. Schon dort fiel auf: Die Schüler:innen bringen wenig Wissen aus der Schule mit, das meiste kommt von zu Hause.

Am Dienstag stand das erste Zeitzeugengespräch auf dem Plan. Vorher wanderte die Gruppe am Grenzlehrpfad in Obersuhl entlang. Jürgen Gießler vom Grenzmuseum Obersuhl erzählte vom Aufwachsen im Grenzgebiet und der heutigen Erinnerungskultur. Das Zeitzeugengespräch fand mit dem ehemaligen Grenzsoldaten Olaf Becker statt, der seinen Wehrdienst an der Grenze als Hundeführer leistete. Er beantwortete die Fragen der Schüler:innen, die sich vor allem um das Thema Wehrdienst und Mauerfall drehten. „Es war normal, eingezogen zu werden. Da gab es kein dafür oder dagegen,“ führte Becker auf die Frage aus, ob es jemals zur Debatte stand, dass er zur Armee ging.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des spielerischen Lernens. Am Vormittag lernten die Schüler:innen durch das Spiel „Allersleben“, wie das Aufwachsen in der DDR aussehen konnte. Bei dem Biografiespiel erstellten sich die Teilnehmenden eigene Charaktere und bildeten Cliquen, wie zum Beispiel die Offene Arbeit oder auch die FDJ. Danach wurde das Erlebte mit Aussagen wie „Man fühlte sich ständig unangenehm überwacht“ reflektiert.

Am Donnerstag führten die Schüler:innen ein zweites Zeitzeugengespräch mit Michael Seidel, der die Wende als 18-jähriger Azubi in Bitterfeld erlebte. Hier drehten sich die Fragen der Schüler:innen vor allem um Musik und Sport in der DDR, aber auch Religion war ein Thema. „Musik brauchte man wirklich, um über die Mauer zu springen,“ beschrieb Seidel die damalige Wirkung von Musik und Kunst.

Nach dem Gespräch fand eine ausführliche Fazitrunde der Woche statt. Einige Schüler:innen drückten aus, wie froh sie über die Meinungsfreiheit in Deutschland sind. Andere, die selbst aus Syrien geflohen waren, konnten durch ihre eigene Vorgeschichte einen ganz neuen Zugang zur DDR entdecken und fanden Parallelen zu der Diktatur, in der sie einen Teil ihrer Kindheit verbrachten. Alle Teilnehmenden nahmen viele Fragen für anschließende Gespräche mit Verwandten und Freund:innen mit.